Weihnachtsland Erzgebirge

von Günther Wallburg      

Weihnachten im Erzgebirge, das ist etwas ganz Besonderes. Zum Jahresende fuhr der Stadtseniorenrat Bad Liebenzell e.V., zusammen mit 51 Teilnehmern vom 13.12.2019 bis 17.12.2019 in diesen besonderen Landstrich. Neben Weihnachtsmärkten im tschechischen Karlsbad, in Schwarzenberg mit der „Großen Schwarzenberger Bergparade“, in Annaberg- Buchholz und Seiffen wurde auch das „Deutsche Uhrenmuseum“ in Glashütte besucht.     Die uralte Sehnsucht der Bergknappen nach Helligkeit hat im Erzgebirge einen richtigen Lichterkult geschaffen, der sich vor allem in den unzähligen liebevoll geschmückten Weihnachtsmärkten widerspiegelt. Zur Weihnachtszeit haben sie Hochsaison - die grimmig oder fröhlich dreinblickenden Nussknacker und Räuchermännchen aus Holz, die mit vielfältigen Figurenensembles besetzten und nicht selten sogar mehrstufigen Weihnachtspyramiden, die sich so schön gleichmäßig im Licht und der aufsteigenden Wärme ihrer Kerzen drehen, die aufwendig gestalteten Weihnachtskrippen und technisch faszinierenden Weihnachtsberge oder die ebenso aus der bergmännischen Tradition entstandenen Schwibbögen. Sie stehen wie die Reiterlein und Engelorchester für die typischen adventlichen und weihnachtlichen Brauchformen, wie es sie am schönsten und konzentriert nur einmal in Deutschland gibt: im sächsischen Erzgebirge, das deshalb auch gern das „Weihnachtsland" genannt wird. Der Stadtseniorenrat Bad Liebenzell e.V. erfüllte kurz vor Weihnachten den Wunsch vieler seinen Mitglieder, diesen Zauber einmal im Original zu sehen.   Eleganz, prächtige Kurkolonnaden, exklusive Kurhäuser und eine wunderschöne Lage inmitten eines bewaldeten Tals – all das und noch viel mehr erlebten die Gäste gleich bei der Anreise in Karlsbad (Karlovy Vary), der beliebtesten Stadt des weltberühmten Bäderdreiecks. Viele berühmte Persönlichkeiten waren hier schon zur Kur und auch heute noch ist die Stadt das zweitbeliebteste Touristenziel Tschechiens. Wegen seiner einzigartigen Architektur gehört Karlsbad unwidersprochen zu den schönsten Kurstädten Europas. Das Grandhotel Pupp, die Sprudelkolonnade, das Kaiserbad, das Theatergebäude, die Kolonnade der Parkquelle oder auch der Aussichtsturm „Goetheblick“ sind nur wenige Beispiele jener Sehenswürdigkeiten, welche bei der organisierten Stadtführung aufgesucht wurden, bevor es dann im Weiteren nach zwei Stunden Busfahrt endlich ins Hotel Lugsteinhof in Altenberg, in fast 900 m Höhe auf dem Kamm des Osterzgebirges, direkt hinter der tschechischen Grenze, in herrlicher Schneelandschaft und absoluter Ruhe ging. Bei Glühwein und netten Erzgebirge - Geschichten streifte man ausgelassen und mit viel romantischem Flair  am Folgetag in vier dafür speziell bereit gestanden  Planwagen im Pferdegalopp durch die verschneiten Wälder, bevor es dann nachmittags ab nach Schwarzenberg ging. Die im 12. Jahrhundert als Befestigungsanlage zum Schutz eines Handelsweges angelegte Stadt wurde 1984 durch Stefan Heyms gleichnamigen Roman überregional bekannt. Seine St.-Georgen-Kirche mit dem Schloss prägt hoch oben in der Altstadt das gesamte Stadtbild. Der Schwarzenberger Weihnachtsmarkt findet urkundlich seit 1534 statt und zählt zu den wichtigsten touristischen Ereignissen der Stadt. Auf dem Marktplatz sieht man von Weitem schon den übergroßen Weihnachtsbaum mit der 1933 bereits entstandenen, mehrstufigen Krauß-Pyramide. Ein besonderer Abschluss bot letztlich die musikalische Bergparade mit 150 Musikern und 320 Trachtenträgern aus vielen Knappschaften und Bergbrüderschaften der Region. Im Nachhinein war zu vernehmen, dass viele Reiseteilnehmer gerne noch länger dieses weihnachtliche Treiben unter tausenden von Menschen mit verfolgt hätten, was wegen der Entfernungen zurück zum Hotel und den ungünstigen Wetterverhältnissen aber leider nicht möglich war. Montanregion Erzgebirge ist UNESCO-Welterbe Seit  dem 6. Juli 2019 ist es offiziell: Die Montanregion Erzgebirge darf sich zum UNESCO Welterbe zählen. Die Bewerbung war ein Herzensanliegen der Menschen in der Region und zugleich ein grenzübergreifendes Projekt zwischen dem Freistaat Sachsen und der Tschechischen Republik. Insgesamt zählen nun 22 Bestandteile mit ausgewählten Bergbaugebieten und einer Vielzahl von landschaftlichen und baulichen Sachzeugen zum Welterbe: 17 auf deutscher und 5 auf tschechischer Seite. In Ihrer Gesamtheit repräsentieren sie die wichtigsten Bergbaugebiete und Epochen des sächsisch-böhmischen Erzbergbaus und vermitteln das Bild einer vom Bergbau geprägten historischen Kulturlandschaft. Auch Annaberg-Buchholz, Reiseziel der Gruppe am nächsten Tag, ist mit der Montanlandschaft Annaberg-Frohnau sowie den Bergbaulandschaften Buchholz und Pöhlberg, Bestandteil dieses Welterbes. Die Landschaft wurde über hunderte von Jahren vom Bergbau geprägt und dank des reichen Silberfundes zählte die Berg- und Adam-Ries-Stadt bereits im 16. Jahrhundert mit ihren prachtvollen Bürgerhäusern zu den wohlhabendsten Städten Sachsens. Eines der bedeutendsten Zeugnisse dieser Zeit ist die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens, die St. Annenkirche. Bei ausführlichen Stadt- und Kirchenführungen wurden sowohl diese wie auch die alte Bergkirche mit Bergmännischer Krippe bestaunt. Mit dem Rückgang des Erzabbaus entwickelte sich im Erzgebirge alternativ auch das Schnitz- und Klöppelhandwerk. Präsentiert wurde dies in Annaberg-Buchholz im Erzgebirgsmuseum und besonders eindrucksvoll auch in der Manufaktur der Träume. Der Kurort Seiffen, im Anschluss ebenfalls noch auf dem Programm, ist vor allem wegen seiner Holzkunstherstellung mit Tradition, seiner Rundkirche aus dem Barock und der Vergangenheit im Bergbau international bekannt. Besonders zu Weihnachten und im Advent entfaltet das Spielzeugdorf Seiffen seinen ganz besonderen Charme. So lädt der Weihnachtsmarkt in jedem Jahr ein, das Brauchtum aus dem Erzgebirge kennen zu lernen sowie Schnitzern und Handwerkern über die Schulter zu schauen. Das Spielzeugmuseum ist das ganze Jahr über einen Besuch wert. Eine Werkstattführung und ein Besuch der dortigen Bergkirche durch den Pfarrer persönlich mit einer kleinen Orgelpräsentation rundeten für die Besuchergruppe das Gesamtbild der Region hervorragend ab. Faszination Zeit - Zeit erleben Unter diesem Motto inszeniert das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte seit seiner Eröffnung 2008 nicht nur den Mythos Glashütte, sondern verschafft mit seiner einzigartigen Sammlung auch einen emotionalen und philosophischen Zugang zum Phänomen Zeit. Mehr als 450 weltweit einmalige Exponate werden präsentiert und in Szene gesetzt. Bei Sonderführungen erfuhr man Bemerkenswertes zur Geschichte der Uhrenindustrie in Glashütte, zu Leidenschaft, Können und unternehmerischem Geschick wie dem talentierten Uhrmachermeister Ferdinand Adolph Lange, oder Julius Assmann, Moritz Grossmann und Adolf Schneider, die alle ihren Traum von einer eigenständigen Uhrenindustrie verwirklichten und den Weltruf des Ortes damit auch heute noch begründen. An einer von Hand drehbaren Projektion, welche komplexe Mechanismen wie das Weiterschalten der Datumsanzeige oder das Aufziehen eines Uhrwerks demonstrierte, erfuhr man sehr anschaulich, interaktiv noch vieles mehr über das wunderbare innere Zusammenwirken der vielen Zahnrädchen und Bauteile. Natürlich fehlte bei der Reise auch nicht zuletzt noch der Besuch einer Kräuterlikörfabrik, in diesem Fall jener in Altenberg selbst. Das gesamte Programm der fünftägigen Reise wie auch die individuellen Wetterverhältnisse passten immer wieder hervorragend zu dieser vorweihnachtlichen Exkursion, so zumindest der Tenor unisono und so wurden auf der Heimfahrt auch bereits Pläne geschmiedet, vielleicht die nächste Reise mal gar nach Südamerika, speziell nach Brasilien zu wagen. Vor einer endgültigen Entscheidung des Vorstands sind aber erst noch einige grundsätzlichen Details zu klären und überhaupt einmal Informationsveranstaltungen zu organisieren. Der Stadtseniorenrat Bad Liebenzell e.V. engagiert sich vorrangig bei sozialen Themen und Projekten für ältere Menschen und dies sehr aktiv, ist aber kein Reiseveranstalter. Dennoch werden auch ganz gezielt die unterschiedlichen kulturelle Interessen der Menschen gefördert und Veranstaltungen organisiert, wozu auch hin und wieder eine gemeinsame Reise zählt. Er bedient sich in solchen Fällen ausschließlich der Unterstützung entsprechend spezialisierter  Reiseveranstalter derartiger Kulturreisen und vermittelt diese damit nur.