Eine erlebnisreiche Reise an die Nordsee mit dem Stadtseniorenrat Bad Liebenzell e. V.  

von Gernot Wendlandt  

Am Sonntagmorgen, den 29. Mai machten sich fünfunddreißig erlebnishungrige Reisegefährten aus Bad Liebenzell und der Region bei gutem Wetter auf den Weg nach Norden. Sie waren nach dem Motto „Ostfriesland zwischen Mühlen und Deichen“ zu dieser Busreise nach Aurich gestartet. Mit dem ostfriesland-erfahrenen Busfahrer Friedl erreichte die Gruppe das Hotel Stadt Aurich in guter Stimmung.   Am nächsten Morgen wurde die Gruppe für das frühe Aufstehen mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet belohnt. In dem Warfendorf Rysum erwarte Frau Jutta Tammeus die Nordschwarzwälder, um ihnen die Rysumer Kirche und vor allem die älteste bespielbare Orgel Nordeuropas, sie stammt aus dem Jahre 1457, zu präsentieren. Dies gelang ihr sehr gut, wie Orgelbaumeister Kenter aus Bad Liebenzell bestätigte. Ein individueller Rundgang in dem pittoresken Dorf mit seiner Galeriemühle und vielen liebevoll gepflegten Häusern und Gärten schloss den Besuch in Rysum ab.

Emden lag in strahlendem Sonnenschein, als der Bus zum Treffpunkt mit der Stadtführerin Mena fuhr. Mena, eine erfahrene, kompetente Stadtführerin zeigte der Gruppe ihre Heimatstadt und sparte dabei die Kriegsfolgen und den Wiederaufbau nicht aus. Einer der Höhepunkte war auch die Besichtigung des Überseehafens in dem gerade einige Spezialfrachter mit tausenden von Luxuslimousinen, auch aus Baden-Württemberg, für die Auslieferung in Amerika und Asien beladen wurden.

Das Flair des Emder Hafens genossen die Teilnehmer zunächst mit einem leckeren Matjes-Brötchen oder ähnlichem Snack. Dann konnte sie auf einer Schifffahrt den Delft und den Binnenhafen erleben. Hier beschäftigt die Firma ENERCON, als Produzent von Windenergieanlagen auf See und an Land einen Großteil der arbeitenden Menschen. Der deutsche Marktführer lässt dort auch Plattformen für die Offshore-Montage und die Beherbergung der Monteure fertigen. Zu Emden gehört natürlich auch Otto Waalkes „Otto Huus“. Mit ihm hat Spaßmacher Otto seiner Heimatstadt eine weitere Attraktion gestiftet.

Greetsiel empfing die Gruppe am Nachmittag mit seinem idyllischen Mühlenpanorama und dem Fischerhafen, sowie Information zum Deichen und zur Landgewinnung an der Küste.   Dieser Tag war schon gut gefüllt mit Sehenswertem, doch für einen Superlativ blieb noch Zeit. Auf dem Weg nach Aurich steuerte der Bus in Suurhusen den schiefsten Kirchturm der Welt an. Architektonisch kommt er bei weitem nicht an seinen berühmten Vetter in Pisa heran, doch in der Neigung übertrifft er ihn. Von der Spitze bis zum Grund wurde in Suurhusen eine Abweichung von 2,47 m gemessen und als Guinness-Weltrekord registriert.   Der nächste Tag war dem Standort Aurich gewidmet. Zwei Auricher Stadtführerinnen nahmen die Nordschwarzwälder unter ihre Fittiche und gingen auf Entdeckungstour in der „Hauptstadt“ Ostfrieslands. So erfuhren die Teilnehmer viele Details der Geschichte und die Sehenswürdigkeiten der Stadt.   Am Mittwoch wartete schon die Fähre im Sonnenschein, als die Gruppe am Fährhafen in Norddeich eintraf. Die kleine Seefahrt war eine willkommene Abwechslung zu den Überlandfahrten durch das grüne Ostfriesland. Auf Norderney wartete ein Inselbus mit einem Fahrer, der die Insel detail- und anekdotenreich schilderte. Er zeigte die Landschaft der Insel, erläuterte Fauna und Flora und machte schließlich vor der „Weißen Düne“ einen Halt, der Gelegenheit gab zu einem kleinen Spaziergang über die Dünen an den windigen Strand: Dann blieb Zeit zum Flanieren und für eine Stärkung in der gut besuchten Inselstadt. Wer sich für ein Fischbrötchen in der Fußgängerzone entschieden hatte, musste aufpassen, dass es nicht Beute einer geschickten Möwe wurde.    Nach einer durch das abfließende Wasser der Ebbe etwas verlängerten Rückfahrt, kam das Schiff wieder in Norddeich an, wo der Bus wartete, um zu einer kurzen Besichtigung, der größten mittelalterlichen Kirche Ostfrieslands, der Ludgeri-Kirche in Norden aufzubrechen. Obwohl nicht viel Zeit war, reichte sie doch für eine kleine fachkundige Führung, bevor es weiter ging zur ostfriesischen Teezeremonie in den Störtebeker Teestuben von Marienhafe. Dort erinnert man an den berühmten Seeräuber Störtebeker und verknüpft diese Erinnerung mit der Darbietung einer ostfriesischen Teezeremonie.   Am nächsten Tag stand eine Fahrt in die niederländische Provinz und Stadt Groningen an. Dass Groningen als eine der fahrradfreundlichsten Städte Europas bezeichnet wird, war nach kurzem Aufenthalt allen Mitreisenden verständlich. Staunend stand man vor dem Fahrradparkplatz der Uni, wo tausende Räder auf ihre Besitzer warteten. Der die Stadt überragende Martiniturm wurde als Orientierungspunkt und Sehenswürdigkeit von der Gruppe wahrgenommen. Cargobikes (Lastenfahrräder) und Fahrradraser mahnen den Fußgänger mitunter abrupt zur Vorsicht, doch insgesamt wird die Dominanz der Fahrräder unter den Verkehrsmitteln als angenehm empfunden. Rege und fröhliche Menschen, die sich in ihrer holländischen Sprache unterhielten vermittelten ebenso wie die Architektur der Stadt deutlich den Eindruck, dass man Gast im Nachbarland war. Von „Gasthuis“ genannten historischen sozialen Einrichtungen der Stadt, die heute als begehrte Wohnquartiere benutzt werden, bis zu den gemütlichen Cafés wurde der Aufenthalt in Groningen als sehr aufschlussreich erlebt.   Weiter ging die Fahrt zum Kloster Ter Apel, welches die Schwarzwälder in einem herrlichen, mit hohen Bäumen bestandenen Park empfing. In zwei Gruppen wurden sie durch die Anlage geführt und über deren Geschichte und heutige Funktion mit ihrer Hochzeits- und Konzertkirche, dem Kloster-Museum, dem Kräutergarten und den wechselnden Ausstellungen informiert.   Es ging gleich weiter zu einer Sehenswürdigkeit mit kriegerischem Hintergrund, die aber nicht in kriegerische Handlungen einbezogen war, die Festung Bourtange. Sie wurde 1580 bis 1593 erbaut. Die in der Form eines regelmäßigen Fünfecks gebaute Anlage wurde im vorigen Jahrhundert restauriert und in den Zustand gebracht, den sie 1742 gehabt hatte. Heute ist sie ein sehenswerter und gastlicher Ort.   Das Wattenmeer bietet den natürlichen Gegensatz zu der Gebirgslandschaft unserer Heimat. Daher ist es naheliegend, auch das Nationalparkzentrum Wattenmeer in Wilhelmshaven zu besuchen. Die hochkonzentrierte Information über das Leben im Wattenmeer und im Meer trug sicherlich dazu bei, die Landratten aus dem Kreis Calw für die maritime Welt zu sensibilisieren.   Gegenüber vom Wattenmeerhaus liegt das Deutsche Marinemuseum als weitere Attraktion an der Südstrandpromenade von Wilhelmshaven. Auf die einen wartete schon eine Barkasse, die zur Hafenrundfahrt aufbrach, auf welcher die Besonderheiten des Wilhelmshavener Hafens erläutert wurden, während die anderen zunächst eine Runde im Museum machten und dort die Geschichte der deutschen Kriegsmarine nahegebracht bekamen.   Ein Spaziergang auf der Südstrandpromenade mit einer Prise Seeluft, Sonne und entspannten Badegästen rundete diesen Vormittag ab. Anschließend ging die Fahrt vom Jadebusen entlang der Nordseeküste zum idyllischen Fischereihafen Neuharlingersiel, dem Fährhafen zur Insel Spiekeroog. Hier war Flanieren und Kaffeetrinken angesagt. Der eine oder andere Mitreisende wollte am Strand unbedingt einen Blick nach Amerika werfen und wandte sich nach den erfolglosen Anstrengungen doch lieber Kaffee und Kuchen zu und begnügte sich mit dem üblichen Horizont oder genoss im Sielhof das stilvolle Flair.   Nach diesen Highlights war eine Landfahrt durch Ostfriesland zur Entspannung willkommen. Die Besichtigung der Klosterstätte Ihlow bot überraschend viele Einblicke in die ostfriesische Klostergeschichte und die Folgen der Säkularisierung und auch Ausblicke von der metallenen Imaginations-Struktur, von deren Aussichtsplattform man weit in das Land zwischen Mühlen und Deichen blicken kann. Ein Besuch bei Freunden, die am Großen Meer in Südbrookmerland ein Feriendomizil haben, wurde vor dem Mittagessen mit einem ostfriesischen Aperitif (Für die Herren ein Korn, für die Damen ein Korn mit Kirsche!) belohnt. Es folgte eine Schifffahrt durch Fehnkanäle, die nur noch schwer erahnen ließ, welche Schinderei es war, diese Kanäle durch das Moor zu graben. Heute genießt man es lieber, durch diese grüne Landschaft auf einem zum Passagierschiff ausgebauten ehemaligen Torftransporter, der MS Gretje, zu gleiten und sich die Besonderheiten der Naturschutzgebiete um Großefehn erläutern zu lassen.

  Die zufriedenen Gesichter der Teilnehmer auf der Heimreise ließen ahnen, dass viel von dieser Reise zu berichten sein würde. 

 

Das Urlaubsdomizil in Ostfriesland, Hotel Stadt Aurich.

Rysum, Reisegruppe vor Rysumer Kirche, Rysumer Orgel, Mühle Rysum, Alter Hafen Emden, Rathaus, moderner Hafen Emden

Greetsiel mit seinen Mühlen und dem alten Hafen empfing die Reisegruppe bei sönnigem Wetter.

Fähre nach Norderney, Strand mit Badewagen, Blick über die Insel, Mümmelmann, Robben im Meer, Strandkorbparade, Conversationshaus (Kurhaus) Norderney

Kirchenorgel der Ludgeri-Kirche in Norden, Störtebeker Statue Marienhafe, Teezeremonie in der Störtebeker Teestube, Museum in der Störtebekerkammer der Marienkirche

Stadtführung und Spaziergang in Aurich, Fußgängerzone, Marstall, Schloß, Ostfriesische Landschaft, Stiftsmühle, Teestube

Groningen Universität mit Parkplatz, Lastenfahrräder, Festung Boourtange, Kloster Ter Apel

Wilhelmshaven Wattenmeer - Informationszentrum, Marinemuseum